Das Purpose Interview mit Tahir Hussain
Familienmensch, Sozialunternehmer, Unternehmensberater (in dieser Reihenfolge)
Das Purpose Interview mit Tahir Hussain
Familienmensch, Sozialunternehmer, Unternehmensberater (in dieser Reihenfolge)
7 Fragen in 7 Minuten mit 7 Gedanken zu tieferem Sinn.
Spannende Menschen – spannende Antworten. Das zentor Purpose Interview
Tahir Hussain
Neugierig; bereit, unkonventionelle Wege zu gehen; gerne an mehreren Sachen gleichzeitig arbeitend; international; im Team
„Carpe diem - und ja, dass Glas IST halb voll."
Meine achtjährige Tochter antwortete mir kürzlich darauf: „Es gibt kein eines Ziel im Leben – habe ich in den Logonachrichten gesehen:)“. Recht hat sie:)
Wenn ich auf mein bisheriges Leben zurückblicke, so hatte ich je nach Lebensphase zumindest recht klare „Lieblingswünsche“:
- Als Jugendlicher wollte ich vor allem Spaß mit Freunden haben und viel Sport machen:)
- Im Studium habe ich mir, beeinflusst durch den internationalen Freundeskreis, das Ziel gesetzt, möglichst viele Länder und Kulturen kennenzulernen
- In den ersten Jahren im Beruf war es mir vor allem wichtig, zu lernen und – ja, natürlich – Erfolg zu haben; Erfolg, der sich sowohl in reinen Zahlen widerspiegelt, aber auch in der Zusammenarbeit mit dem Team
- Seit der Hochzeit mit meiner Frau und dann vor allem mit der Geburt unseres Sohnes vor 15 Jahren ist es mein größter Wunsch, ein guter Ehemann und Vater zu sein.
- Ja, und 2017 habe ich mich entschieden, mein Lebensmodell anzupassen. Mein Ziel ist das Modell 2/2/1 – 2 Tage in der Woche als Unternehmensberater arbeiten; 2 Tage in der Woche mit meiner Initiative 21future im Bildungsbereich „zurückgeben“; und 1 Tag als Joker – gerne, um Sport zu treiben, mit den Kindern oder mit meiner Frau Zeit zu verbringen (oder, wie gerade in letzter Zeit, noch mehr Zeit für 21future zu haben)
Ich bin gespannt, welche besonderen Wünsche ich in der Zukunft haben werde – who knows:)
Als Vater sind es Erfolgserlebnisse der Kinder, an denen ich teilhaben darf – beim Tischtennisturnier oder einer großen Choraufführung. Ebenso bleiben mir coole Sprüche in Erinnerung – genauso wie „Aha-Momente“, die z.B. nach einem Streit oder einem schwierigen Erlebnis zu einer gesunden Selbsterkenntnis führen (bei allen Beteiligten). Glücksmomente sind für mich einmalige Stunden mit meiner Frau- ob die Hochzeit in Korea, der unvergessliche Urlaub in Myanmar – oder auch 9 Löcher gemeinsames Golfen am Werktag bei strahlender Sonne.
Als Familie sind es Momente zu viert am Essenstisch genauso wie die gemeinsame Kayaktour in den Fjorden von Norwegen, die mein Herz höherschlagen lassen.
Beruflich überkommt mich ein besonderes Gefühl der Zufriedenheit, wenn mich ehemalige Mitarbeiter*innen viele Jahre später proaktiv kontaktieren und sich mit Freude an unsere Zusammenarbeit erinnern.
Ganz besondere (und gleichzeitig bewegende) Glücksmomente erlebe ich durch meine Arbeit als Sozialunternehmer – erst kürzlich sagte ein 15-jähriger Jugendlicher zu mir: „Herr Hussain, 1000 Dank für das Projekt – so positiv und lange hat mit mir noch niemand geredet – nicht mal meine Eltern“.
Ehrlich gesagt, stelle ich mir die Frage nach der Sinnhaftigkeit nicht direkt. Viel entscheidender für mich ist, dass ich das Gefühl habe, zumindest zu 51% Kontrolle über mein Handeln zu haben und zu 51% Spaß (siehe „Glas halb voll“).
Wenn das der Fall ist, geht es mir gut – wenn nicht, kommt nach einer Zeit das Bedürfnis, meine Prioritäten und Aktivitäten zu hinterfragen, um obiges Ziel wieder zu erreichen.
Darüber hinaus ist es für mich wichtig, vor allem als Vater und Sozialunternehmer durch Machen statt Meckern voranzugehen – das ist für mich ein großer Unterschied zwischen sinnlosem und sinnvollem Handeln.
Auch wenn ich momentan nicht dazu komme: für mich sind Tage mit 8 Stunden Sport und gutem Essen mit Familie und Freunden ein Traum. Daneben habe ich es seit jeher genossen, an tollen Plätzen dieser Welt (Taj Mahal, Bali, Pyramiden von Agra) oder bei besonderen Ereignissen (Olympia in Barcelona und Sydney, Fußball-WM in Korea) einfach „im Moment zu versinken“.
Ich kann, obwohl meine Gedanken oft um viele Themen & Projekte schwirren, in den meisten Fällen gut priorisieren. So hatte ich in der Schul- und Unizeit oft ein Gespür, was ich für eine Prüfung lernen musste… und in der Arbeit und jetzt als Sozialunternehmer versuche ich immer wieder, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
In der Arbeit mit größeren und teilweise auf der Welt verstreuten Teams hat das, so denke ich, auch meinen Mitarbeiter*innen geholfen, Klarheit und Fokus und damit Orientierung für ihre eigene Arbeit zu haben.
Ich bin oft nach „meinen Vorbildern“ gefragt worden – ich denke, so etwas wie Idole, denen ich nacheifern wollte, gibt es nicht. Aber es gibt auf jeden Fall einige Personen, die mich besonders geprägt haben bzw. prägen:
- Meine Eltern, die mir vorgelebt haben, dass Familie & Kinder oberste Prio geniessen und die mir zeigen, wie wichtig Werte wie Selbstverantwortung, Ausdauer und auch Sparsamkeit sind
- Meine (verstorbene) Großmutter, die jedem so gut zuhörte, dass wir mit ihr auch über „coole Dinge der Jugend“ reden und ihr unsere Wünsche & Sorgen anvertrauen konnten
- Meine Frau, weil sie mich immer wieder aus meiner Traumwelt zurückholt, die beste Köchin ist und mit mir seit fast 20 Jahren solch tolle Lebensetappen erlebt
- Meine Kinder, weil sie so schön ehrlich ist, viel mit mir lachen – und ich von ihnen lerne, was Tiktok ist:)
- Ansonsten fühle ich mich privilegiert und glücklich, Freunde aus allen Phasen meines Lebens zu haben, mit denen ich – auch in Zeiten von Corona – in Kontakt bleiben und mich über alles Mögliche (vom FC Bayern über Donald T., von China bis Bildung) austauschen und mich somit positiv aufladen kann.
Drei Punkte fallen mir ein:
- Sei selbstverantwortlich – ja, andere Menschen können und sollen Dich unterstützen – aber am Ende liegt es an einem selbst, seinen Weg zu finden und zu beschreiten
- Es ist zwar hart, gleichzeitig jedoch unglaublich lehrreich und lohnenswert, eine Richtung einzuschlagen, die nicht naheliegend und auch nicht „der Trend“ ist – das haben mir z.B. meine 8 Jahre in Korea oder die Gründung meines Sozialunternehmens gezeigt
- Kinder sind das Beste – auch wenn es manchmal schön wäre, wie auf einer Fernbedienung kurz auf „Pause“ drücken zu können:)
Geboren und aufgewachsen in München, habe ich nach dem Studium in England 25 Jahre in Managementpositionen gearbeitet – davon über 15 Jahre im Ausland. Meine internationale Erfahrung vor allem in Asien (meine Frau kommt aus Südkorea) hat mich geprägt – durch viele Eindrücke und Herausforderungen bin ich offener, mutiger geworden und traue mich – wie auch mit der Gründung meines Sozialunternehmens – immer wieder, neue (und für viele unverständliche) Wege zu beschreiten und „einfach zu machen“.
Mit Abstand am wichtigsten sind mir Familie und Freunde – auch und gerade in dieser schwierigen Corona-Zeit!
Aktuelle Projekte
21future ist eine gemeinnützige Initiative, die Jugendliche besser auf berufliche Herausforderungen vorbereiten möchte. Dies geschieht, indem ihnen Zukunftskompetenzen durch schulergänzende Angebote vermittelt werden. Seit 2017 führen wir an Schulen Lernreisen durch, in denen Schülerteams Lösungsvorschläge für Herausforderungen wie „Strom an der Schule sparen“ finden und ihre Vorschläge und den Lösungsprozess in einem Video festhalten. Bisher durchliefen über 700 Schüler eine solche Lernreise.
Mehr Infos unter 21future.org.
Das zentor Purpose Interview – Inspiration von Menschen, die ihren tieferen Sinn gefunden haben und gelegentlich hinterfragen.
Und falls Sie aktuell auf der Suche nach Purpose sein sollten, werfen Sie doch einen Blick in unseren …