Am 10. Oktober ist der Tag der seelischen Gesundheit
40 Sekunden. Statistisch gesehen. So kurz ist die Zeit zwischen zwei Suiziden auf der Welt — und Thema des World Mental Health Days 2019.
Pro Jahr nehmen sich ca. 800.000 Menschen auf der Welt das Leben. In Deutschland sind es jedes Jahr >10.000, das entspricht einem Selbstmord pro Stunde; und ein Selbstmordversuch geschieht alle 5 Minuten. Männer doppelt so häufig wie Frauen, Ostdeutsche häufiger als Westdeutsche.
Die Medien befinden sich beim Thema Suizid in einer verzwickten Lage: berichten sie über Suizid, so ist eine Nachahmung nicht auszuschließen (sog. „Werther-Effekt“) – Menschen, die sich in der Geschichte wiedererkennen, sehen den Suizid nun als mögliche Lösung für sich. Ohne Berichterstattung aber bleibt das Bewusstsein für Suizid gering. Generell sind psychische Erkrankungen schon lange ein Tabuthema, insbesondere in Deutschland. Dabei leiden 16% der Bevölkerung an einer psychischen Erkrankung — am häufigsten an Angststörungen und Depressionen, beides Hochrisikofaktoren für Suizid. Doch darüber wird kaum gesprochen, obwohl es wirksame Therapien gibt und oft eine kleine Portion „Mitmenschlichkeit“ den entscheidenen Unterschied ausmachen kann. Die wichtigste Erkenntnis: Suizid kann verhindert werden! Durch genügend Therapieplätze, durch eine flächendeckende Aufklärung der Menschen über Depression, durch gut ausgebildete Allgemeinmediziner, Lehrkräfte und Führungskräfte, die auch das psychische Wohlbefinden ihrer Patienten, Schüler und Mitarbeiter im Blick haben. Und falls es einmal akut brennt, kann die Telefonseelsorge schnell und kostenfrei helfen: 0800 / 111 0 111.
Es ist normal ab und an Hilfe zu brauchen und kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen von Menschlichkeit. Und das gilt nicht nur für Andere — man vergisst sich in der Hektik des Alltags leider oft selbst. Die wichtigste Prävention ist die eigene Gesundheit ernst zu nehmen, insbesondere die psychische. Am besten geht das durch eine aktive Suche nach erfüllenden Themen und ein bewusstes (und dankbares) Genießen der schönen Momente des Lebens. Nicht nur tieferer Sinn, Engagement und Wertschätzung auch Natur, Bewegung, Ernährung, Schlaf und die kleinen, feinen Dinge des Lebens. Mens sana in corpore sano.
Der World Mental Health Day wurde erstmals 1992 von der World Federation for Mental Health WFMH, einer internationalen NGO mit Präsenz in 90 Ländern, ins Leben gerufen um das Bewusstsein für psychische Gesundheit weltweit zu fördern sowie Prävention und Intervention zu stärken. Neben der WFMH engagiert sich auch die Weltgesundheitsorganisation WHO stark für das Thema psychische Gesundheit und hat für dieses Jahr Suizid als Thema für den 10. Oktober 2019 ausgesprochen.
Rund um die Welt veranstalten Organisationen Vorträge, Tagungen, Konzerte und Treffen. In vielen Ländern erstrecken sich Veranstaltungen über eine ganze Woche rund um den 10.10., so auch in Deutschland. Die Woche der Seelischen Gesundheit vom Aktionsbündnis Seelische Gesundheit listet Veranstaltungen in ganz Deutschland auf ihrer Webseite. Und für die Münchner unter uns findet die 7. Münchner Woche für Seelische Gesundheit vom 08.-18. Oktober statt, mit einer Messe am Samstag, den 12.Oktober von 11-16 Uhr im Gasteig (Eintritt frei).
Vielleicht finden Sie ja eine Veranstaltung die Sie interessiert, um sich für Andere zu engagieren. Oder Sie tun etwas für sich selbst und verabreden sich mit Freunden zum Abendessen oder starten das Projekt, dass Ihnen schon lange am Herzen liegt. Und falls Ihnen dafür noch die passende Plattform fehlt, freuen wir uns über Ihre Anmeldung auf zentor.
Quellen:
- Global Burden of Disease Study (https://vizhub.healthdata.org/gbd-compare/)
- https://en.wikipedia.org/wiki/World_Mental_Health_Day
- https://de.wikipedia.org/wiki/Suizid
- https://aktionswoche.seelischegesundheit.net
- https://www.woche-seelische-gesundheit.de
- https://www.who.int/news-room/events/detail/2019/10/10/default-calendar/world-mental-health-day-2019-focus-on-suicide-prevention
- https://wfmh.global/world-mental-health-day-2019/
- https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-02/suizid-ostdeutschland-verzweiflung-sterberate-maenner-integration