Was wir von der Glücksforschung lernen können – oder die Weiterentwicklung unser zentor Modells für Glück und Erfüllung
Wenn Sie heute in einen Buchladen gehen, finden Sie üblicherweise ganze Bücherregale voll mit Selbsthilfe-Ratgeber für mehr Glück im Leben. Es scheint, viele von uns sind auf der Suche nach Glück, nach Erfüllung, nach Sinn. Und am besten nach einer Abkürzung wie wir dahin kommen. Doch welche nehmen? Viele der Ratgeber, die wir uns bisher näher angesehen haben, sind eher enttäuschend. Was unterscheidet nun aber die Spreu vom Weizen? Das Wesentliche ist, dass der gewählte Ansatz zu Ihnen passt, denn Glück ist etwas sehr individuelles. Bei zentor versuchen wir uns auf Ansätze zu konzentrieren, die einen klaren Bezug zur Forschung haben, also eher durch Evidenz gestützt sind.
Wenn wir von Erfüllung oder Glück sprechen, gibt es ganz vereinfacht gesprochen zwei verschiedene Ansätze, die sich bis in die antike Philosophie zurückverfolgen lassen.
Einerseits der Hedonismus, also Glück in Form von Genuss, Belohnung bzw. generell Maximierung von positiven Emotionen und Vermeidung von Schmerz, deren Ursprung meist dem Philosophen Aristippos von Kyrene zugeschrieben wird. Auf der anderen Seite steht die Eudaimonie, die u.a. auf Sokrates bzw. Aristoteles zurückgeht und in der Glück als gelungene Lebensführung im Sinne eines „tugendhaften“ bzw. ethisch-moralisch Handelns verstanden wird. Die meisten von uns kennen die Annehmlichkeiten eines hedonistisch orientierten Lebens – und unser Gesellschaftsbild und Wirtschaftsmodell begünstigen dieses. Etwas schwieriger steht es um die Eudaimonie, da diese oft mit einer gewissen Mühe verbunden ist, den richtigen Weg zu erkennen und Anstrengung diesen umzusetzen. Ein rein hedonistisches Leben kann sich aber oft leer anfühlen, umso wichtiger ist es, die alten Erkenntnisse der Eudaimonie für ein erfülltes Leben zu berücksichtigen – von denen sich viele spannenderweise in aktuellen Forschungen der positiven Psychologie und Neurologie widerspiegeln.
Unser Ansatz bei zentor folgt auch eher der eudaimonischen Tradition – ohne dabei den Hedonismus zu vergessen – und verbindet alte philosophische Ideen mit modernen empirischen Erkenntnissen. Und in diesen finden sich erstaunlich viele Gemeinsamkeiten. Viele davon sind schon seit Jahrtausenden durch fernöstliche Religionen, Traditionen von Naturvölkern und Philosophen der Antike bekannt. Leider gibt es auch keine echten Abkürzungen auf dem Weg zur Erfüllung — dafür aber einige spannende Ansätze, die die Suche nach Glück etwas einfacher machen. Bei zentor haben wir die wichtigsten dieser Ansätze in ein kombiniertes Modell zusammengesetzt, das es uns erlaubt diese wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse auch gut in der Praxis anwenden. Wenn es Sie interessiert: in einem anderen Artikel steigen wir noch einmal tiefer in die zugrundeliegenden Ansätze ein bzw. haben diese auch in einem Video für Sie zusammengefasst.
Um Ihnen einen einen langwierigen wissenschaftlichen Vortrag zu ersparen, hier die Zusammenfassung: In unserem Modell kombinieren wir im Wesentlichen philosophische Überlegungen zu Sinn und Transzendenz von Aristoteles bis Maslow, das PERMA Modell aus der positiven Psychologie von Martin Seligman und Ideen aus dem Design Thinking Ansatz. Diese Kombination erlaubt es uns, evidenzbasiert zu arbeiten und das Modell in Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen kontinuierlich zu verbessern. Die drei wichtigsten Quellen für Momente der Freude oder des Glücks sind dabei nach unserer Auffassung tieferer Sinn, Engagement und Wertschätzung.
- Tieferen Sinn finden wir indem wir unser bestes Selbst (insb. unsere Stärken und Werte) für ein größeres Ganzes einsetzen; uns also mit Dingen beschäftigen die über uns hinaus gehen (kognitive Ebene).
- Engagement oder Begeisterung spüren wir für Aktivitäten die uns gefallen und die wir gut können, denn diese liefern uns die notwendige Energie und Motivation um aktiv zu bleiben. (motivationale Ebene)
- Als soziale Wesen suchen wir Wertschätzung, sprich positive Rückbestätigung von Mitmenschen, denen wir uns irgendwie verbunden fühlen – und geben diese auch gern zurück (emotionale & soziale Ebene).
Erfüllung oder Glück ist dabei kein Zustand, sondern ein fortlaufender Prozess. Auch lässt sich Glück leider nicht auf einem Silbertablett “liefern”. Die Welt um uns herum ändert sich und auch wir ändern uns, daher sollten wir unser Leben aktiv gestalten und immer mal wieder neue Ideen austesten um langfristig erfüllt zu bleiben. Die Suche nach (eudaimonischem) Sinn oder Purpose, lässt uns dabei häufig am meisten grübeln – kein Wunder, sie spielt sich ja auch besonders auf der kognitiven Ebene ab. Die anderen zwei Quellen für Glücksmomente – Engagement und Wertschätzung – gehören aber ebenso zu einem erfüllten Leben und spielen eher auf der hedonistischen Ebene, da sie gute Laune und positive Energie liefern können. Welche der drei Quellen für Sie am wichtigsten ist, und wie sich ihr Glücksempfinden über die Zeit entwickelt, können Sie übrigens mit einem eigens von uns entwickelten und wissenschaftlich validierten Fragebogen zentor Purpose Score einmal selbst ausprobieren.
Eine Form der Darstellung, die wir gerne verwenden um unser Modell für Erfüllung zu illustrieren, ist diese:
Durch den großen Kreis zeigen wir einerseits, dass die drei genannten Quellen nicht die einzigen für Glücksmomente sind. Auch Genuss, Erfolgserlebnisse, Dankbarkeit, Sex und andere positive Emotionen spielen eine Rolle. Andererseits glauben wir, dass in einem ideal erfüllten Leben die drei Hauptquellen nicht unabhängig zu einander stehen sollten – daher zeigen wir diese als überlappende Kreise.
Nach unserer Definition entstehen Glücksmomente dann, wenn unsere Erwartungen von unserer erlebten Wirklichkeit erfüllt oder übertroffen werden. Daher tauchen in unserem Modell Realität und Erwartung links und rechts der Glückmomente – um diesen kontinuierlichen Abgleich darzustellen. Darüber hinaus hängt unser Glückserleben von individuellen Faktoren ab, sowie von unserer externen Umwelt. In unserem kombinierten Modell stellt sich das wie folgt dar:
Die folgenden Faktoren sind also wichtig, um mehr Glücksmomente in unserem Leben zuzulassen:
- Individuelle Faktoren, wie unseren Charakter, Wille, Motivation, Fähigkeiten, Gesundheit, etc. – eine besondere Rolle spielen hierbei unsere Werte und Stärken
- Die Wahrnehmung unserer Realität, denn diese ist durch unsere Aufmerksamkeit und diverse Tücken unserer Wahrnehmung stark beeinflusst
- Unsere Erwartungen, die wir aktiv steuern können und sollten
- Externe Faktoren wie unsere Umwelt, eine funktionierende Gesellschaft, etc.
All diese Faktoren unterstützen uns dabei, mehr Glücksmomente in ein erfüllendes Leben zu integrieren. Und jeder dieser Faktoren kann durch diverse Techniken beeinflusst, trainiert oder gestärkt werden.
Das kombinierte Modell ist übrigens Grundlage für alle Angebote und Produkte die wir bei zentor entwickeln, und wir forschen in Zusammenarbeit mit Universitäten wie der TU München sowie der LMU kontinuierlich an der Verbesserung unseres Modells. Wenn Sie an weiterführenden Informationen interessiert sind, melden Sie sich doch gern für unseren Newsletter an – wir halten Sie mit inspirierenden Inhalten und spannenden Erkenntnissen auf dem Laufenden!
Quellen und Tipps für vertiefende Literatur
- Csikszentmihalyi, M. (1999). If we are so rich, why aren’t we happy? American Psychologist, 54(10), 821–827. https://doi.org/10.1037/0003-066X.54.10.821
- Koltko-Rivera, M. E. (2006). Rediscovering the later version of Maslow’s hierarchy of needs: Self-transcendence and opportunities for theory, research, and unification. Review of General Psychology, 10(4), 302–317. https://doi.org/10.1037/1089-2680.10.4.302
- Maslow, A. (1978). The Farther Reaches of Human Nature (Esalen books), 501(c).
- Seligman, M. (2018). PERMA and the building blocks of well-being. Journal of Positive Psychology, 13(4). https://doi.org/10.1080/17439760.2018.1437466
- Seligman, M. (2017). Authentic Happiness: Using the New Positive Psychology to Realise your Potential for Lasting Fulfilment. Nicholas Brealey Publishing.
- Wolf, U. (n.d.). Aristoteles Nikomachische Ethik. Retrieved from https://www.rowohlt.de/fm/39/Aristoteles_Nikomach.pdf